Linksfraktion fordert verpflichtendes Awareness-Konzept für Großveranstaltungen
Wir sagen: Wer es mit dem Schutz von Frauen und vulnerablen Gruppen ernst meint, kann sich nicht rausreden, sondern muss handeln! Schluss mit rumge-eiere - es ist schon viel zu viel passiert!
Chance vertan: In der Ratssitzung am 10. Juli 2025 hätte die Politik zeigen können, dass der Schutz vor sexuellen Übergriffen und Diskriminierung denselben Stellenwert haben, wie etwa Terrorgefahr. Aber man hält stattdessen lieber Sonntagsreden. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit Opfer von sexueller Gewalt zu werden wesentlich höher.
Die Linke hatte in einem Antrag gefordert, bei Großveranstaltungen ab 1000 Personen ein verpflichtendes Awareness-Konzept vorgelegt werden muss.
Großveranstaltungen sind für die Stadtgesellschaft wichtig und werden gerne zur Imagepflege und Attraktivitätssteigerung finanziell gefördert. Sicherheitskonzepte gegen Terrorgefahren oder Massenpaniken spielen dabei eine immer größere Rolle.
Während Millionen Euro für versenkbare Poller, Security-Personal und Sicherheitskonzepte ausgegeben werden, überlässt man den Schutz vulnerabler Gruppen vor Gewalt dem Zufall und baut auf Selbstverpflichtung der Veranstalter. Und das obwohl in den letzten Monaten Angriffe mit K.O.-Tropfen, Spritzen eskalierten sowie sexueller Missbrauch prominenter Künstlern an ihren Groupies auf Großveranstaltungen bekannt wurden.
Nicht nur Frauen, Besucher:innen mit Behinderung oder queere Menschen sind auf Großveranstaltungen besonderen Gefahren ausgesetzt. Laut einer Studie der Wissenschaftlerin Schulze-Velmedes auf dem Oktoberfest 2024 haben 76% der befragten Servicekräfte eines Festzelts sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt.
Awareness stellt das Bemühen dar, allen Gästen und Mitarbeitenden einer Veranstaltung die Möglichkeit zu bieten, bei möglicherweise diskriminierendem Verhalten oder Übergriffen aktiv zu werden und davon betroffenen Personen Unterstützung durch ein Awareness-Team sowie einen Safer-Space (Schutzraum) anzubieten.
Das waren sind unsere konkreten Forderungen:
- Die Stadt Minden verpflichtet sich selbst sowie alle Verantwortlichen von Veranstaltungen ab 1000 erwarteten Besucher*innen zur Vorlage und Umsetzung eines Awareness-Konzeptes. Dies gilt auch für Verträge, welche die Minden Marketing GmbH mit Dritten vereinbart.
- Das Awareness-Konzept muss den zeitgemäßen Richtlinien für Awareness entsprechen und öffentlich einsehbar sein. Das sind unter anderem:
- Die Vorhaltung eines geschulten Awareness-Teams am Veranstaltungstag, in dem möglichst alle Geschlechter repräsentiert sind und das aus mindestens 2 Personen pro 1000 Gästen besteht.
- Aktive Außen-Kommunikation, wie das Awareness-Team in Anspruch genommen werden kann.
- Vorhaltung von Schutz- bzw. Rückzugsräumen für betroffene Personen.
- Die Bewerbung von Veranstaltungen darf nicht sexistisch oder in anderer Weise diskriminierend gestaltet sein.
Damit wären Mindeststandards erfüllt, die allen Veranstaltenden möglich sein sollten. Stattdessen wurden im Rat und in der Lokalpresse die Veranstalter:innen bedauert und in Schutz genommen. Man hätte bereits so viele Auflagen und könne das nicht leisten.
"Wer es mit dem Schutz vor belastenden Situationen und Gewalt ernst meint, kann sich nicht hinter Ausreden verstecken" kritisiert Gesine Frank, Ratsfrau der Partei die Linken in Minden. Hier gibt es kein "ja, aber"! Immerhin bekam Die Linke auch viel Zuspruch für ihren Antrag, sowohl aus anderen Fraktionen, als auch im Nachgang. Der Antrag wurde an das politische Begleitgremium der Minden Marketing Gesellschaft verwiesen. Somit besteht Hoffung, dass zumindest für Veranstaltungen der Stadt Minden sowie Kooperationen das Thema auf den Tisch kommt. "Wir lassen nicht locker, das ist nicht das letzte Wort." meint Gesine Frank zuversichtlich.
